Ikonen zu Hause
Es wird sich wohl kaum ein orthodoxer Christ finden, der zu Hause keine Ikonen hat. Die Ikonen haben ihren Platz in der sogenannten “schönen Ecke” (krasnyj ugol). Diese Ecke wird nach Möglichkeit so gewählt, dass man während des Gebetes vor den Ikonen nach Osten blickt. Nach Osten sind auch die Altäre der orthodoxen Kirchen ausgerichtet. Aufgang (vostok – Osten) ist eine Bezeichnung für Christus selbst, in kirchlichen Gesängen wird Er manchmal als der “Aufgang aus der Höhe” oder “Aufgang aller Aufgänge” bezeichnet. Die Ikone ist eine materielle Darstellung des unsichtbaren Gottes, der allheiligen Gottesgebärerin, der Heiligen oder Engel. Wenn wir vor den Ikonen beten, so verehren wir nicht das Holz und die Farben – dies wäre Götzendienst –, sondern die Personen, die auf den Ikonen abgebildet sind. Die in der Kirche geweihten Ikonen haben eine besondere gnadenvolle Verbindung mit der geistigen und göttlichen Welt; durch die Ikonen haben auch wir Anteil an dieser Welt.
Während des Gebetes und manchmal auch nach dem Gebet, besonders aber an Festtagen, zünden die Gläubigen vor den Ikonen Kerzen oder Öllichter an.
Ikonen werden sehr oft mit Einfassungen und Metallbeschlägen verkleidet. Diese werden gewöhnlich aus Edelmetallen angefertigt, versilbert oder vergoldet. Die Metalleinfassungen (oklady, Ez. oklad) tauchten zum ersten Mal im XVI. Jahrhundert in Russland auf; sie dienten dem Schmuck der Bilder. Oft wurden sie sehr kunstvoll gestaltet. Manchmal sind sie auch mit Edel- oder Halbedelsteinen verziert. Viele dieser Oklady sind jetzt in Museen ausgestellt, sogar ohne Ikonen, da sie für sich selbst ein Kunstwerk sind.
Zu Hause werden manchmal mehrere Ikonen zusammen in einem Schrein aufbewahrt. Am häufigsten sind dies Ikonen des Erlösers, der Gottesmutter und eines Heiligen.